Schäferhaus

Die Häuser auf Gut Daudieck

  • altes Backhaus Gut Daudieck

    Das Backhaus

    Von der Notwendigkeit zur Tradition

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  • Die Geschichte vom Schäferhaus
    auf dem Daudieck 

    Von Ingeborg Tiedge im Jahr 2020

    "Dies ist das älteste Bild von unserem Schäferhaus. Es ist um 1888 entstanden, und man sieht darauf Wilhelmine von Holleuffer, (Dr. Peter Brümmel's Urgroßmutter), Thekla von Holleuffer  (Schwester von Dr. Peter Brümmel's Urgroßvater), Franz und Karl von Holleuffer (2 Brüder von Dr. Peter Brümmel's Großvater) sowie Engel Rathgen.

    Familie Rathgen lebte als Schäfer im Häuslingshaus und hatte eine 25 Jahre jüngere Nichte namens Engel, „eifrig, lebendig, und mit großer Anziehungskraft für die Jungen vom Hof“ (laut Franz v. Holleuffers Bericht). Das rethgedeckte Fachwerkhaus hatte eine Erdtenne, offene Küchenstelle und Stube mit Dönzen. Die Familie belieferte den Hof jeden Tag mit Buttermilch mit Klunkerln drin, Eiern und Waldbeeren für 4-5 Pfennig das Pfund.

    Der Schafstall hatte breite durchgehende Einfahrten, ein fast bis auf die Erde reichendes Strohdach und enthielt einen breiten Heu- und Futterboden. Auf dem Tennenboden tummelten sich die Schafe. Es gab Abtrennungen für trächtige Schafe, Mütter und Lämmer, kranke Tiere und den Schafbock. Die Tiere wurden von Hunden bewacht, die ab und an Hasen wilderten, die dann bei Holleuffers auf dem Hof abgeliefert und gegessen wurde.

    1911 zog Familie Kriechbaum ein. Kriechbaum war Fischmeister aus Österreich, hatte die Teiche gepachtet und belieferte u.a. den Hof mit Karpfen und Schlei. Er war verheiratet mit Marte  aus Böhmen, die taubstumm war und vor der die Kinder Angst hatten, weil sie laut sprach und einen anderen Akzent hatte. Die beiden hatten 2 Kinder, Loni und Oskar. Sie betrieben eine eigene Häuslingswirtschaft. Sie hielten 2 Kühe im Haus, die im Sommer auf der Weide an der Aue standen. Morgens – so erzählt Dr. Peter Brümmel– ging Marte mit dem Joch über den Schultern durch den Irrgarten zum Melken ihrer Kühe.

    Im Jahr 1938 wurde der alte Schafstall abgerissen.

    Nach der Familie Kriechbaum wurde das Haus an den Wochenenden als Jagdhütte genutzt, und hochbetagte Patienten von Gerrit berichten noch heute über feuchtfröhliche Gelage im Haus.


    Damals war die Diele noch offen bis unters Reth, und die Jäger hatten eine Theke eingebaut.

    Um 1980 zog Familie S. aus Hamburg ein, wo Monika S. ein Wollgeschäft in Osdorf und Rudolph S. einen Blumenladen hatten. Über die Bekanntschaft mit Michael Jalowczarz sind sie nach Daudieck gekommen.


    Monika S. arbeitete später als Ergotherapeutin bei der Brücke, einem Verein für Behinderte in Stade. Auch Rudolf S. war später auch bei der Brücke. Beide hatte 2 Kinder, einen Sohn, ein „Popper“, für den der Umzug aufs Land schlimm war und der später Polizist wurde, und eine schon erwachsene Tochter, die nicht mit hergezogen ist. Sie hatte 2 große wilde Dobermänner, die das Haus verteidigten und ihre eigenen Polstersessel zum Zerfleischen hatten. S. lebten unter ziemlich primitiven Bedingungen hier mit Zinkbadewanne, die nur durch einen Warmwasserboiler mit Holzfeuer warmes Wasser erhielt. Fließend Warmwasser gab es nicht, das Haus wurde beheizt durch einen riesigenden Kachelofen in der Diele und Elektroöfen in den kleinen Zimmern. In der Küche stand ein Heibako (HeizenBackenKochen). Die Fußböden in den kleinen Zimmern bestanden aus Holzplanken, die teilweise zerbrochen waren, sodaß die nacktschwänzigen Mitbewohner ungehindert ins Haus gelangen konnten.

    Der alte S. war Sammler und hatte den gesamten Dachboden mit Trödel gefüllt und draußen Mengen von verrottetem Kirschbaumholz zum Verheizen aufgeschichtet. Rudolf S. hat die Holzdecke in der Diele eingezogen und sie weiß gestrichen. Er hat die Dielentür durch eine Glastür ersetzt. Beide waren dem Alkohol nicht abgeneigt.

    1994

    sind wir hier eingezogen, als ich mit Jan Torge schwanger war. Wir sind im Frühjahr im Daudieck spazierengegangen, und als ich das Gut gesehen habe, fand ich, es wär ein guter Platz, um Kinder großzuziehen. Ich hab dann Christa auf dem Hof nach Wohnungen dort gefragt, und sie hat mich an Peter Brümmel verwiesen. Der uns dann zwei Wochen später das Schäferhaus angeboten hat.

     Es wurde von Grund auf renoviert mit Einbau einer Flüssiggasheizung, fließend Warmwasser, neuer Elektrik, Betonfußböden und neu verputzten Wänden. Gerrit hat dann auf dem Boden sein Zimmer eingebaut. Als Nis Bennet geboren wurde, hat er den alten Schuppen von S. weggerissen und stattdessen den Fachwerkschuppen hingesetzt, der früher unten auf dem Hof stand. Der Schuppen wurde dann ziemlich fix als Schafstall genutzt – back to the roots. 2002 hat Gerrit dann mein Zimmer gebaut.


    Der Garten wurde nach und nach immer weiter angelegt. 3 große Eichen, die vor der Terrasse standen, in denen eine riesig lange Schaukel hing, wurden in einer spektakulären Aktion gefällt, weil sie das Haus bedrohten. Anstelle derer wurde auch hier Rasen angelegt. Von Jochen bekamen wir das Gartenhaus geschenkt, das erst als Bienenhaus diente (neben Schafen hatten wir auch Bienen bis wir allergisch geworden sind), dann zum Legohaus umfunktioniert wurde und zuletzt Yogahaus und Lernkemenate war. Zuletzt haben wir den Parkplatz gepflastert, weil uns das Schlammbaden auf dem Weg zum Auto genervt hat."

    Einen herzlichen Dank an Ingeborg Tiedge, dass ihr Text hier für alle Verwendung finden durfte!

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